Am 2. Dezember 2024 fand im Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) in Stuttgart eine spannende Veranstaltung rund um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von High-Performance Computing (HPC) statt. Unter dem Motto „Services & Anwendungen für Industrie und öffentliche Einrichtungen“ bot das Event einen umfassenden Einblick in aktuelle Entwicklungen, praxisnahe Anwendungen und Finanzierungsmöglichkeiten für HPC-Projekte. Das Forum fand im Rahmen des europäischen Projekts EuroCC statt, das nationale Kompetenzzentren für Höchstleistungsrechnen (HPC), wie das deutsche nationale Kompetenzzentrum (NCC), in ganz Europa unterstützt. Organisiert wurde das Forum gemeinsam vom HLRS und der Sicos BW im Namen des deutschen NCC. Die weiteren Mitglieder des NCC – das Jülich Supercomputing Centre (JSC) und Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) waren als Teilnehmer vertreten.
Begrüßung und Einführung
Dr. Andreas Wierse eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Begrüßung und stellte das Programm des Tages vor. Im Anschluss gab er eine informative Einführung in das deutsche nationale Kompetenzzentrum für HPC. Diese Präsentation bot den Teilnehmenden eine Übersicht über die Ziele und Aufgaben des Zentrums.
Industrie-Use Cases – Von Wasserwirtschaft bis Defossilisierung
Der Vormittag war geprägt von praxisnahen Anwendungsbeispielen aus der Industrie. In der ersten Session präsentierten Experten, wie HPC innovative Lösungen ermöglicht:
- Dr. Pavel Apanasevich (hydrograv GmbH) erläuterte den Einsatz von Supercomputing zur Optimierung wasserwirtschaftlicher Anlagen.
- Dr. Benedetto Risio (RECOM Services GmbH) zeigte, wie HPC die Industrie bei der Defossilisierung ihrer Energiesysteme unterstützt.
- Dr. Max Gaedtke (cloudfluid) beeindruckte mit Beispielen zu multiphysikalischen Strömungssimulationen auf High-Performance-GPUs.
Nach einer kurzen Kaffeepause folgten weitere Use Cases:
- Lukas Kriete (Kimoknow) erklärte die Nutzung von Zero-Shot-Transformer-Modellen für eine skalierbare Katalogsuche auf Basis von CAD-Daten.
- Dr. Johanna Berndt (Grunetal) stellte innovative Lösungen für skalierbare Datenanbindung und Speicherlösungen vor.
- Dr. Xin Liu (Jülich Supercomputing Centre) präsentierte ein Proof of Concept zur Nutzung von KI im Bereich des Aktienhandels.
Finanzierung und öffentliche Anwendungsfälle
Nach einer gemeinsamen Mittagspause lag der Fokus auf Fördermöglichkeiten für HPC-Projekte. Josephine Stemmer, Dr. Andreas Wierse und Dr. Nadja Schauffler zeigten konkrete Wege zur Finanzierung von Machbarkeitsstudien und Projekten auf, darunter FFplus und BEGIN HPC+.
Anschließend wurden Use Cases im öffentlichen Sektor vorgestellt. Die Visualisierungsabteilung des HLRS demonstrierte unter Leitung von Dr. Uwe Wössner, wie digitale Zwillinge die Energiewende und die Verkehrsplanung unterstützen können. Besonders eindrucksvoll war die Darstellung von Konfliktlösungen im Rad- und Fußverkehr von Marko Djuric (HLRS).
Katastrophenschutz und Networking
Nach einer weiteren Pause wurde das Thema Katastrophenschutz aufgegriffen. Dr. Ralf Schneider (HLRS) zeigte, wie computergestützte Modelle in Krisensituationen schnelle und effektive Soforthilfe leisten können.
Zum Abschluss konnten sich die Teilnehmendenmit Expert:innen austauschen und erlebten eine CAVE-Demo, die von Dr. Uwe Wössner geleitet wurde.
Fazit
Die Veranstaltung bot einen exzellenten Überblick über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von HPC – sowohl in der Industrie als auch im öffentlichen Bereich. Die Kombination aus fachlichen Vorträgen, Praxisbeispielen und Networking-Möglichkeiten wurde von den Teilnehmenden durchweg positiv bewertet. Besonders hervorzuheben sind die Fragen und Diskussionen nach jeder Session, die von lebhaften Debatten und zahlreichen Ideen geprägt waren. Ein Beispiel dafür ist die Frage: „Wie müssen Modelle für den Aktienhandel entwickelt werden, wenn der Handel zunehmend von Robotern übernommen wird?“
Das HLRS unterstrich einmal mehr die führende Rolle des deutschen nationalen Kompetenzzentrums und des EuroCC Projekts in der HPC-Landschaft und zeigte, wie diese Akteure aktiv zur Weiterentwicklung von Technologien und deren Nutzung beitragen. Die Teilnehmenden konnten viele wertvolle Impulse mitnehmen, um eigene Projekte voranzutreiben. Wir freuen uns auf das nächste Forum im Jahr 2025!